Lässt sich eine schwere Neurodermitis nicht durch eine topische Therapie kontrollieren, kann eine systemische Therapie angezeigt sein. Die Wirkstoffe, die als Tabletten oder Emulsionen eingenommen oder unter die Haut gespritzt werden, gelangen ins Blut und zirkulieren im gesamten Körper. Dadurch ist ihre Wirksamkeit stärker, doch es steigt auch das Risiko von Nebenwirkungen. Daher sind Wirkstoffe gefragt, die möglichst gezielt in das Entzündungsgeschehen eingreifen, indem sie z. B. die Aktivität bestimmter Immunzellen blockieren.

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Orale oder subkutane Wirkstoffaufnahme

Bei schweren Krankheitsverläufen bedarf es der Gabe von Medikamenten, die auf den gesamten Körper wirken. Die Wirkstoffe gelangen per Tabletten über den Magen- Darm-Trakt oder über eine Spritze unter die Haut ins Blut.

  • Orale Glukokortikoide: Um einen akuten Schub zu unterbrechen, kann der Arzt Glukokortikoidtabletten (Kortisontabletten) verordnen. Diese hemmen die Entzündungsreaktion und zeigen erfahrungsgemäß eine deutliche Wirkung. Allerdings kann eine längerfristige Behandlung aufgrund der möglichen Nebenwirkungen nicht empfohlen werden.

  • Biologika: Bei der Behandlung immunologischer Erkrankungen setzt man in den letzten Jahren vermehrt Biologika ein, da diese sehr zielgerichtet wirken. Biologika bezeichnet allgemein eine Gruppe von Medikamenten, die aus biologischen Substanzen, z. B. Zellbestandteilen oder Eiweißstoffen hergestellt werden. Die größte Bedeutung haben therapeutische Antikörper. Auch zur Behandlung von Neurodermitis wurden spezielle Antikörper entwickelt. Diese sind genau darauf ausgerichtet, ganz bestimmte Zielstrukturen im Immunsystem zu blockieren, so dass die Freisetzung und Wirkung der entzündungsfördernden Zytokine gehemmt wird (s. Ursachen & Auslöser - Ablauf der Entzündungsreaktion). Dadurch kann die dauerhafte Entzündung heruntergefahren werden.

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    Subkutane Dosierung

    Der Wirkstoff wird mit einer Fertigspritze unter die Haut (subkutan) in Oberschenkel oder Bauch gespritzt. Das wird zunächst unter Anleitung des Arztes oder medizinischen Fachpersonals geübt. Anschließen kann die Behandlung zuhause meist selbst durchgeführt werden.

    Biologika müssen unter die Haut gespritzt werden. Aufgrund ihrer Struktur können sie nicht von der Schleimhaut des Magen-Darm-Traktes aufgenommen werden, so dass die Einnahme in Form von Tabletten oder Tropfen bisher nicht möglich ist. Die Therapie ist für Patienten ab 6 Jahren zugelassen und in der Regel gut verträglich. Als Nebenwirkungen können kurzzeitige Reaktionen wie Hautrötung mit Juckreiz an der Einstichstelle, gerötete, juckende Augen und Augenlider und sehr selten schwere allergische Reaktionen auftreten.

  • Ciclosporin: Ciclosporin, das in Form von Tabletten oder als Emulsion eingenommen wird, ist ein Immunsuppressivum, d. h., der Wirkstoff dämpft die Immunreaktion und hemmt damit auch den Entzündungsprozess. Konkret beeinflusst Ciclosporin die Aktivität der T-Zellen und die Ausschüttung entzündungsfördernder Zytokine, wirkt aber weniger zielgenau als Biologika. Bei längerfristiger Einnahme können unerwünschte Nebenwirkungen auftreten. Daher sollte der Arzt die Behandlung regelmäßig überprüfen und die Dosierung individuell anpassen. Für die Behandlung schwerer Neurodermitis kann eine Kurzzeit-Intervall-Therapie mit Ciclosporin über 3 bis 6 Monate erfolgen. Bei sehr schweren Verläufen und guter Verträglichkeit kann die Therapie über längere Zeit fortgesetzt werden.

    Ciclosporin ist nicht zur Behandlung von Kindern und Jugendlichen zugelassen. Leiden Kinder und Jugendliche an sehr schwerer Neurodermitis, kann der Arzt Ciclosporin auch außerhalb der Zulassung verordnen (Off-Label-Therapie).

  • Off-Label-Therapie Neben der Gabe von Ciclosporin bei Kindern und Jugendlichen gibt es weitere Wirkstoffe, die „off-label“ zur Therapie schwerer Neurodermitis im Erwachsenen- oder Kindesalter eingesetzt werden. Off-Label-Use bezeichnet die zulassungsüberschreitende Anwendung eines Fertigarzneimittels. Dazu sollten Sie wissen: Generell ist jedes Arzneimittel, das Sie in Europa in einer Apotheke kaufen können, von einer Zulassungsbehörde geprüft und zugelassen worden. Ist ein Arzneimittel zur Behandlung verschiedener Erkrankungen und Personengruppen geeignet, bedarf es für jedes Anwendungsgebiet einer eigenen Zulassung. Ärzte haben jedoch die Möglichkeit, ein Arzneimittel auch dann zu verordnen, wenn für das vorgesehene Anwendungsgebiet keine ausdrückliche Zulassung vorliegt. Genau das bezeichnet man als Off-Label-Therapie. Sie wird in der Regel nur zur Behandlung einer schwerwiegenden Erkrankung in Erwägung gezogen, falls keine andere Therapie verfügbar ist und wenn die begründete Aussicht auf einen Behandlungserfolg besteht.