Ursachen
Behandlung der

Neurodermitis

Dank intensiver Forschung weiß man mittlerweile schon viel über den Krankheitsmechanismus und kennt einige der auslösenden Faktoren. Die Frage, was ursächlich bei manchen Menschen zur Entwicklung von Neurodermitis führt, lässt sich nach wie vor jedoch nicht genau beantworten. Sicher ist, dass mehrere Umstände zusammenspielen.

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Atopierisiko in der Familie

Die Neigung, eine atopische Erkrankung wie Neurodermitis zu entwickeln, wird vererbt. Leiden z. B. sowohl Mutter als auch Vater an Neurodermitis, liegt das Erkrankungsrisiko für ihre Kinder bei 60 bis 80 Prozent. Leidet nur ein Elternteil an Neurodermitis, so besteht ein Risiko von 20 bis 40 Prozent.

Genetische Veranlagung

Manche Menschen haben eine genetische Veranlagung für Überempfindlichkeitsreaktionen des Immunsystems (Atopie). Außerdem besteht bei vielen Neurodermitikern eine vererbte Ekzembereitschaft. Sie neigen zu einer trockenen und empfindlichen Haut, da die Barrierefunktion ihrer Haut gestört ist. Gesunde Haut schützt vor äußeren Einflüssen und verhindert außerdem einen Feuchtigkeitsverlust von innen und damit die Austrocknung unseres Körpers. Bei Neurodermitis ist der Hautaufbau verändert. Der äußersten Hautschicht (Hornschicht) fehlen u. a. Feuchthaltefaktoren und Hornfette. Dadurch sind die Zellen der Hornschicht schlechter vernetzt und die Hautbarriere wird durchlässiger. Die Haut trocknet schneller aus und ist sehr viel empfindlicher für Hautirritationen und Reizungen.

Zusammenspiel der Faktoren
Ursachen der Krankheitsentstehung

Viele verschiedene Faktoren beeinflussen die Funktionsmechanismen unseres Körpers und können zu krankhaften Veränderungen führen. Bei der Entstehung von Neurodermitis spielen die gestörte Hautbarriere und ein überempfindliches Immunsystem, genetische Faktoren und Umwelteinflüsse zusammen.

Gestörte Immunabwehr bei Neurodermitis

Neurodermitis ist eine systemische Erkrankung. Das bedeutet, sie betrifft unser gesamtes Organsystem und ist nicht nur, wie man vielleicht annehmen könnte, allein auf die Haut beschränkt. Um dies zu veranschaulichen, im Folgenden ein paar Grundlagen zur Funktionsweise unseres Immunsystems.

Das Immunsystem hat die Aufgabe, Krankheitserreger und Schadstoffe aus der Umwelt, mit denen unser Körper in Kontakt kommt, abzuwehren. Im Rahmen einer solchen Abwehrreaktion werden verschiedene spezialisierte Immunzellen aktiviert. Eine entscheidende Rolle haben dabei bestimmte weiße Blutkörperchen, die T-Zellen und die T-Helferzellen (kurz: Th-Zellen) mit den Unterarten Th1 und Th2. Th1 und Th2 produzieren verschiedene Zytokine. Das sind Botenstoffe, die durch das Übertragen von Signalen die Aktivität der Immunzellen steuern.

◼ Der Ablauf der Entzündungsreaktion:

Körperfremde Stoffe, die in die Haut eindringen, werden anhand ihrer Eiweißstruktur von speziellen Immunzellen der Haut (Langerhanszellen) als fremd erkannt. Das ist das Signal für den Start einer Abwehrreaktion. Bei Patienten mit Neurodermitis fällt diese Reaktion deutlich heftiger aus als bei Menschen mit gesunder Haut. Zudem setzt die Reaktion oftmals auch ein, wenn an sich harmlose Stoffe, z. B. Bestandteile von Pollen oder Hausstaub (Allergene) auf die Haut treffen. Es kommt zu einer Entzündung mit den typischen Krankheitszeichen wie Hautrötungen, Ekzemen und starkem Juckreiz. Eine weitere Besonderheit bei Neurodermitis: Die Entzündung klingt selbst dann nicht ab, wenn die auslösenden Substanzen erfolgreich abgewehrt wurden. Vielmehr läuft sie beständig auf kleiner Flamme weiter. Man weiß inzwischen auch warum: Bei Neurodermitis werden vermehrt Immunzellen (Th2-Zellen) aktiviert, die ganz bestimmte Entzündungsstoffe (Zytokine) produzieren und ausschütten. Diese Zytokine sind als Signalgeber maßgeblich an der Aufrechterhaltung der Entzündung beteiligt.

Ablauf der chronischen Entzündung bei Neurodermitis

(Vereinfachtes Reaktionsschema)

Die gestörte Hautbarriere macht es möglich, dass Fremdstoffe (Antigene) leichter in die Haut eindringen können und eine Entzündungsreaktion auslösen.

immunreaktion

Provokationsfaktoren

Neben der genetischen Veranlagung zur trockenen Haut und der erhöhten Entzündungsbereitschaft gibt es verschiedene äußere Faktoren, die eine Neurodermitis auslösen oder die Entzündung verstärken können. Dazu gehören:

  • Allergene, z. B. Nahrungsmittelallergene oder Inhalationsallergene wie Pollen, Tierhaare oder Hausstaub; sie lösen eine Überreaktion des Immunsystems und den Entzündungsprozess der Haut aus
  • mechanische Hautreizungen, z. B. kratzende Kleidung, zu intensiver Wasser- und Seifenkontakt, reizende Chemikalien sowie Kratzen der juckenden Haut; all dies führt zu einer Belastung der ohnehin gestörten Hautbarriere
  • Infektionen, ausgelöst durch Viren, Bakterien oder Pilze; sie reizen das Immunsystem
  • Klima und Jahreszeit: Extreme Temperaturen können die Haut austrocknen; bei vielen Patienten ist das Beschwerdebild abhängig von den Jahreszeiten
  • psychische Belastungen: Stress und Aufregung, aber auch Freude haben Einfluss auf das Immunsystem

Ob und in welchem Maße die Faktoren das Krankheitsgeschehen beeinflussen, ist von Patient zu Patient ganz unterschiedlich. Nicht immer lässt sich ein direkter Auslöser für einen Krankheitsschub erkennen.

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Zigarettenrauch und Umweltschadstoffe

Aktives und passives Rauchen kann einen Krankheitsschub auslösen oder verschlimmern. In Gegenwart von Neurodermitikern sollte nicht geraucht werden.

Aktuelle Pressemeldung

Gestresste Haut durch wechselnde Temperaturen

Mit Neurodermitis durch den Winter

Bonn, 06.12.23 Viele Patienten mit Neurodermitis leiden besonders im Winter an Ekzemen und Juckreiz. Insbesondere die wechselnden Temperaturen drinnen und draußen sind ein Stressfaktor für die ohnehin sehr empfindliche Haut und reizen sie zusätzlich. Durch konsequente Hautpflege gelingt es vielen Betroffenen, gut durch die kalte Jahreszeit zu kommen. Wer die Pflege vernachlässigt, riskiert häufige und langanhaltende Krankheitsschübe mit rissiger, entzündlicher Haut, die anfällig für Infektionen mit Bakterien und Pilzen ist. Kortison-Präparate sollten nur in Absprache mit dem Hautarzt eingesetzt werden.

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